206
Wilhelm MorgnerDie HolzarbeiterTempera auf Karton. 56,5 x 60,2 cm. Unter Glas gerahmt. Unten
In Modern Art
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Köln
Beschreibung
Wilhelm Morgner
Die Holzarbeiter
Tempera auf Karton. 56,5 x 60,2 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz mit dem Signet monogrammiert und datiert 'WM. 11". - Rückseitig oben schwarz mit der Tappertnummer "77" (abgeschnitten) sowie "MORG 123" beschriftet. - Mit einzelnen kleinen Farbausbrüchen. Der linke und der obere Rand wurden kriegschadenbedingt 1945 beschnitten.
Tappert 77; Weihs/Tappert 77 a
Wir danken Walter Weihs, Soest, und Andrea Witte, Münster, für ergänzende Informationen.
Provenienz
Kunsthandlung Thiell, Soest (1979); Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Literatur
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, Bd. 12, Leipzig 1920, mit Abb. (unbeschnitten); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 25 (Holzarbeiter, Kohlezeichnung), S. 28 (Holzarbeiter 1911, Öl/Leinwand); Christine Knupp-Uhlenhaut (Hg.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 30 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (Hg.), Ausst. Kat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, S. 85 ff. vgl. Abb. 1 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung), vgl. Abb. 4, o.S. (Der Holzarbeiter, Öl/Leinwand)
Der bedauerlicherweise im II. Weltkrieg partiell zerstörte Karton steht in einer kleinen Reihe von Gemälden des Expressionisten Wilhelm Morgner aus dem Jahr 1911, in der Arbeiter in ihrer spezifischen Tätigkeit gezeigt mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen zu einem wirbelnden Lineament aus Farbtupfern und -flächen. Divisionistisch gesetzte Pinselstriche verweisen klar auf das Werk Van Goghs, ohne das Eigene zu vernachlässigen. Es entstehen beispielsweise „Die Steinbrecher“ (Weihs/Tappert 114), die „Heuernte“ (Weihs/Tappert 88), „Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft“ (Weihs/Tappert 95) oder „Der Holzarbeiter“ (Weihs/Tappert 112) - das unserer Komposition abhanden gekommene Pendant ist hier als Einzelmotiv verarbeitet (vgl. Ausst. Kat. Ins unermesslichste Vielleicht, op.cit., Kat. Nr. 4). „Der Künstler glaubte, dass sich in der gegenständlichen Welt spirituelle Kräfte manifestieren. Diese Kräfte visuell zu erfassen, war sein Ziel - ob gegenständlich oder ungegenständlich, war für ihn bei dieser ohnehin jenseits der Sichtbarkeit liegenden Thematik zweitrangig,“ führt Friederike Weimar die gegenüber seinem Berliner Mäzen und Sammler Georg Tappert geäußerten Gedanken Wilhelm Morgners aus. (Weimar in: op. cit., S. 85). Am 10. November 1911 schildert ihm Morgner den Entstehungsprozess seiner Werke: "Als ich z.B. den Holzhacker malte, brannte mir der Kopf, dann war meine ganze Haut glühend heiß, sodaß ich sie nicht an einen kalten Gegenstand halten konnte, ohne heftigen Schmerz zu empfinden. Dann hatte ich ein Gefühl, als ob mir das Innerste nach Außen und das Äußerste nach Innen gedreht würde und wieder umgekehrt. Dabei hatte ich noch ein ganz sonderbares Gefühl, ich weiß nicht, wie ich das bezeichnene soll. Glücksgefühl ist zu schal und eckig, um das auszudrücken. So ist es mir bei den letzten Bildern immer ergangen. Ich sage das wohlweislich niemand, denn sonst sagen die Leute mir immer, ich wäre verrückt. Ich weiß das wohl." (zit. nach Knupp-Uhlenhaut, op.cit., S. 30).
Unsere obgleich fragmentierte Arbeit steht in einem wichtigen Zusammenhang des schmalen Werks und entstammt der wohl interessantesten Phase des früh verstorbenen Expressionisten Morgner, dessen Arbeiten sich heute in wichtigen musealen Sammlungen befinden.
Wilhelm Morgner
Die Holzarbeiter
Tempera on card. 56.5 x 60.2 cm. Framed under glass. Monogrammed with signet and dated 'WM. 11" in black lower right. - Inscribed with Tappert number "77" (cropped) and "MORG 123" in black on top of backside. - Isolated minor losses of colour. The left and the upper margin were trimmed due to war damage in 1945.
Tappert 77; Weihs/Tappert 77 a
We would like to thank Walter Weihs, Soest, and Andrea Witte, Münster, for additional information.
Provenance
Kunsthandlung Thiell, Soest (1979); Private possession, North Rhine-Westphalia
Literature
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, vol. 12, Leipzig 1920, with illus. (untrimmed); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, p. 28 ff., cf. illus. p. 25 (Holzarbeiter, charcoal drawing), p. 28 (Holzarbeiter 1911, oil/canvas); Christine Knupp-Uhlenhaut (ed.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, p. 28 ff., cf. illus. p. 30 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (ed.), exhib. cat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, p. 85 ff. cf. illus. 1 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing), cf. illus. 4, n. pag. (Der Holzarbeiter, oil/canvas)
This work on card, part of which was unfortunately destroyed during the Second World War, belongs to a small series of paintings created in 1911 by the Expressionist Wilhelm Morgner. These works depict labourers who carry out their specific tasks while merging with the surrounding landscape into a swirling network of lines made up of dots and fields of colour. The divisionist application of the brushstrokes clearly points to the work of Van Gogh, without neglecting what is characteristic of Morgner's own work. He created paintings such as “Die Steinbrecher” (Weihs/Tappert 114), the “Heuernte” (Weihs/Tapper 88), “Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft” (Weihs/Tappert 95) or “Der Holzarbeiter” (Weihs/Tappert 112) - where the lost pendant to our composition is handled as an independent motif (see exhib. cat. Ins unermesslichste Vielleicht, op. cit., cat. no. 4). “The artist believed that spiritual forces manifest themselves in the material world. His goal was to capture these forces visually - whether representationally or non-representationally was of secondary importance for him, in the case of this subject matter which lay beyond the visible anyway,” is how Friederike Weimar explains the thoughts Wilhelm Morgner expressed to his Berliner patron and collector Georg Tappert (Weimar in: op. cit., p. 85). On 10 November 1911 Morgner described to him the process of creating his works: “When I painted the woodcutters, for example, my head was burning and then all my skin was white hot, so that I couldn't hold it next to a cold object without feeling intense pain. Then I had a feeling as if what was deepest inside me was being turned to the outside and the outermost turned inside, and then the reverse again. At the same time I also had a very strange feeling, I don't know what I should call it. A feeling of happiness is too stale and awkward to express it. With my recent pictures I've felt this way every time. I have good reason not to say this to anyone, because otherwise people would always tell me I'm crazy. I know that, of course.” (cited in Knupp-Uhlenhaut, op. cit., p. 30).
Although it has become a fragment, our work stands in an important context within his limited oeuvre and is from what is surely the most interesting phase of the Expressionist Morgner, who died at a young age and whose works are now to be found in the collections of important museums.
Die Holzarbeiter
Tempera auf Karton. 56,5 x 60,2 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz mit dem Signet monogrammiert und datiert 'WM. 11". - Rückseitig oben schwarz mit der Tappertnummer "77" (abgeschnitten) sowie "MORG 123" beschriftet. - Mit einzelnen kleinen Farbausbrüchen. Der linke und der obere Rand wurden kriegschadenbedingt 1945 beschnitten.
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Wir danken Walter Weihs, Soest, und Andrea Witte, Münster, für ergänzende Informationen.
Provenienz
Kunsthandlung Thiell, Soest (1979); Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Literatur
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, Bd. 12, Leipzig 1920, mit Abb. (unbeschnitten); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 25 (Holzarbeiter, Kohlezeichnung), S. 28 (Holzarbeiter 1911, Öl/Leinwand); Christine Knupp-Uhlenhaut (Hg.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 30 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (Hg.), Ausst. Kat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, S. 85 ff. vgl. Abb. 1 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung), vgl. Abb. 4, o.S. (Der Holzarbeiter, Öl/Leinwand)
Der bedauerlicherweise im II. Weltkrieg partiell zerstörte Karton steht in einer kleinen Reihe von Gemälden des Expressionisten Wilhelm Morgner aus dem Jahr 1911, in der Arbeiter in ihrer spezifischen Tätigkeit gezeigt mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen zu einem wirbelnden Lineament aus Farbtupfern und -flächen. Divisionistisch gesetzte Pinselstriche verweisen klar auf das Werk Van Goghs, ohne das Eigene zu vernachlässigen. Es entstehen beispielsweise „Die Steinbrecher“ (Weihs/Tappert 114), die „Heuernte“ (Weihs/Tappert 88), „Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft“ (Weihs/Tappert 95) oder „Der Holzarbeiter“ (Weihs/Tappert 112) - das unserer Komposition abhanden gekommene Pendant ist hier als Einzelmotiv verarbeitet (vgl. Ausst. Kat. Ins unermesslichste Vielleicht, op.cit., Kat. Nr. 4). „Der Künstler glaubte, dass sich in der gegenständlichen Welt spirituelle Kräfte manifestieren. Diese Kräfte visuell zu erfassen, war sein Ziel - ob gegenständlich oder ungegenständlich, war für ihn bei dieser ohnehin jenseits der Sichtbarkeit liegenden Thematik zweitrangig,“ führt Friederike Weimar die gegenüber seinem Berliner Mäzen und Sammler Georg Tappert geäußerten Gedanken Wilhelm Morgners aus. (Weimar in: op. cit., S. 85). Am 10. November 1911 schildert ihm Morgner den Entstehungsprozess seiner Werke: "Als ich z.B. den Holzhacker malte, brannte mir der Kopf, dann war meine ganze Haut glühend heiß, sodaß ich sie nicht an einen kalten Gegenstand halten konnte, ohne heftigen Schmerz zu empfinden. Dann hatte ich ein Gefühl, als ob mir das Innerste nach Außen und das Äußerste nach Innen gedreht würde und wieder umgekehrt. Dabei hatte ich noch ein ganz sonderbares Gefühl, ich weiß nicht, wie ich das bezeichnene soll. Glücksgefühl ist zu schal und eckig, um das auszudrücken. So ist es mir bei den letzten Bildern immer ergangen. Ich sage das wohlweislich niemand, denn sonst sagen die Leute mir immer, ich wäre verrückt. Ich weiß das wohl." (zit. nach Knupp-Uhlenhaut, op.cit., S. 30).
Unsere obgleich fragmentierte Arbeit steht in einem wichtigen Zusammenhang des schmalen Werks und entstammt der wohl interessantesten Phase des früh verstorbenen Expressionisten Morgner, dessen Arbeiten sich heute in wichtigen musealen Sammlungen befinden.
Wilhelm Morgner
Die Holzarbeiter
Tempera on card. 56.5 x 60.2 cm. Framed under glass. Monogrammed with signet and dated 'WM. 11" in black lower right. - Inscribed with Tappert number "77" (cropped) and "MORG 123" in black on top of backside. - Isolated minor losses of colour. The left and the upper margin were trimmed due to war damage in 1945.
Tappert 77; Weihs/Tappert 77 a
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Provenance
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Literature
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, vol. 12, Leipzig 1920, with illus. (untrimmed); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, p. 28 ff., cf. illus. p. 25 (Holzarbeiter, charcoal drawing), p. 28 (Holzarbeiter 1911, oil/canvas); Christine Knupp-Uhlenhaut (ed.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, p. 28 ff., cf. illus. p. 30 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (ed.), exhib. cat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, p. 85 ff. cf. illus. 1 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing), cf. illus. 4, n. pag. (Der Holzarbeiter, oil/canvas)
This work on card, part of which was unfortunately destroyed during the Second World War, belongs to a small series of paintings created in 1911 by the Expressionist Wilhelm Morgner. These works depict labourers who carry out their specific tasks while merging with the surrounding landscape into a swirling network of lines made up of dots and fields of colour. The divisionist application of the brushstrokes clearly points to the work of Van Gogh, without neglecting what is characteristic of Morgner's own work. He created paintings such as “Die Steinbrecher” (Weihs/Tappert 114), the “Heuernte” (Weihs/Tapper 88), “Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft” (Weihs/Tappert 95) or “Der Holzarbeiter” (Weihs/Tappert 112) - where the lost pendant to our composition is handled as an independent motif (see exhib. cat. Ins unermesslichste Vielleicht, op. cit., cat. no. 4). “The artist believed that spiritual forces manifest themselves in the material world. His goal was to capture these forces visually - whether representationally or non-representationally was of secondary importance for him, in the case of this subject matter which lay beyond the visible anyway,” is how Friederike Weimar explains the thoughts Wilhelm Morgner expressed to his Berliner patron and collector Georg Tappert (Weimar in: op. cit., p. 85). On 10 November 1911 Morgner described to him the process of creating his works: “When I painted the woodcutters, for example, my head was burning and then all my skin was white hot, so that I couldn't hold it next to a cold object without feeling intense pain. Then I had a feeling as if what was deepest inside me was being turned to the outside and the outermost turned inside, and then the reverse again. At the same time I also had a very strange feeling, I don't know what I should call it. A feeling of happiness is too stale and awkward to express it. With my recent pictures I've felt this way every time. I have good reason not to say this to anyone, because otherwise people would always tell me I'm crazy. I know that, of course.” (cited in Knupp-Uhlenhaut, op. cit., p. 30).
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Tempera auf Karton. 56,5 x 60,2 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz mit dem Signet monogrammiert und datiert 'WM. 11". - Rückseitig oben schwarz mit der Tappertnummer "77" (abgeschnitten) sowie "MORG 123" beschriftet. - Mit einzelnen kleinen Farbausbrüchen. Der linke und der obere Rand wurden kriegschadenbedingt 1945 beschnitten.
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Provenienz
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Literatur
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, Bd. 12, Leipzig 1920, mit Abb. (unbeschnitten); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 25 (Holzarbeiter, Kohlezeichnung), S. 28 (Holzarbeiter 1911, Öl/Leinwand); Christine Knupp-Uhlenhaut (Hg.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 30 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (Hg.), Ausst. Kat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, S. 85 ff. vgl. Abb. 1 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung), vgl. Abb. 4, o.S. (Der Holzarbeiter, Öl/Leinwand)
Der bedauerlicherweise im II. Weltkrieg partiell zerstörte Karton steht in einer kleinen Reihe von Gemälden des Expressionisten Wilhelm Morgner aus dem Jahr 1911, in der Arbeiter in ihrer spezifischen Tätigkeit gezeigt mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen zu einem wirbelnden Lineament aus Farbtupfern und -flächen. Divisionistisch gesetzte Pinselstriche verweisen klar auf das Werk Van Goghs, ohne das Eigene zu vernachlässigen. Es entstehen beispielsweise „Die Steinbrecher“ (Weihs/Tappert 114), die „Heuernte“ (Weihs/Tappert 88), „Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft“ (Weihs/Tappert 95) oder „Der Holzarbeiter“ (Weihs/Tappert 112) - das unserer Komposition abhanden gekommene Pendant ist hier als Einzelmotiv verarbeitet (vgl. Ausst. Kat. Ins unermesslichste Vielleicht, op.cit., Kat. Nr. 4). „Der Künstler glaubte, dass sich in der gegenständlichen Welt spirituelle Kräfte manifestieren. Diese Kräfte visuell zu erfassen, war sein Ziel - ob gegenständlich oder ungegenständlich, war für ihn bei dieser ohnehin jenseits der Sichtbarkeit liegenden Thematik zweitrangig,“ führt Friederike Weimar die gegenüber seinem Berliner Mäzen und Sammler Georg Tappert geäußerten Gedanken Wilhelm Morgners aus. (Weimar in: op. cit., S. 85). Am 10. November 1911 schildert ihm Morgner den Entstehungsprozess seiner Werke: "Als ich z.B. den Holzhacker malte, brannte mir der Kopf, dann war meine ganze Haut glühend heiß, sodaß ich sie nicht an einen kalten Gegenstand halten konnte, ohne heftigen Schmerz zu empfinden. Dann hatte ich ein Gefühl, als ob mir das Innerste nach Außen und das Äußerste nach Innen gedreht würde und wieder umgekehrt. Dabei hatte ich noch ein ganz sonderbares Gefühl, ich weiß nicht, wie ich das bezeichnene soll. Glücksgefühl ist zu schal und eckig, um das auszudrücken. So ist es mir bei den letzten Bildern immer ergangen. Ich sage das wohlweislich niemand, denn sonst sagen die Leute mir immer, ich wäre verrückt. Ich weiß das wohl." (zit. nach Knupp-Uhlenhaut, op.cit., S. 30).
Unsere obgleich fragmentierte Arbeit steht in einem wichtigen Zusammenhang des schmalen Werks und entstammt der wohl interessantesten Phase des früh verstorbenen Expressionisten Morgner, dessen Arbeiten sich heute in wichtigen musealen Sammlungen befinden.
Wilhelm Morgner
Die Holzarbeiter
Tempera on card. 56.5 x 60.2 cm. Framed under glass. Monogrammed with signet and dated 'WM. 11" in black lower right. - Inscribed with Tappert number "77" (cropped) and "MORG 123" in black on top of backside. - Isolated minor losses of colour. The left and the upper margin were trimmed due to war damage in 1945.
Tappert 77; Weihs/Tappert 77 a
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Provenance
Kunsthandlung Thiell, Soest (1979); Private possession, North Rhine-Westphalia
Literature
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, vol. 12, Leipzig 1920, with illus. (untrimmed); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, p. 28 ff., cf. illus. p. 25 (Holzarbeiter, charcoal drawing), p. 28 (Holzarbeiter 1911, oil/canvas); Christine Knupp-Uhlenhaut (ed.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, p. 28 ff., cf. illus. p. 30 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (ed.), exhib. cat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, p. 85 ff. cf. illus. 1 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing), cf. illus. 4, n. pag. (Der Holzarbeiter, oil/canvas)
This work on card, part of which was unfortunately destroyed during the Second World War, belongs to a small series of paintings created in 1911 by the Expressionist Wilhelm Morgner. These works depict labourers who carry out their specific tasks while merging with the surrounding landscape into a swirling network of lines made up of dots and fields of colour. The divisionist application of the brushstrokes clearly points to the work of Van Gogh, without neglecting what is characteristic of Morgner's own work. He created paintings such as “Die Steinbrecher” (Weihs/Tappert 114), the “Heuernte” (Weihs/Tapper 88), “Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft” (Weihs/Tappert 95) or “Der Holzarbeiter” (Weihs/Tappert 112) - where the lost pendant to our composition is handled as an independent motif (see exhib. cat. Ins unermesslichste Vielleicht, op. cit., cat. no. 4). “The artist believed that spiritual forces manifest themselves in the material world. His goal was to capture these forces visually - whether representationally or non-representationally was of secondary importance for him, in the case of this subject matter which lay beyond the visible anyway,” is how Friederike Weimar explains the thoughts Wilhelm Morgner expressed to his Berliner patron and collector Georg Tappert (Weimar in: op. cit., p. 85). On 10 November 1911 Morgner described to him the process of creating his works: “When I painted the woodcutters, for example, my head was burning and then all my skin was white hot, so that I couldn't hold it next to a cold object without feeling intense pain. Then I had a feeling as if what was deepest inside me was being turned to the outside and the outermost turned inside, and then the reverse again. At the same time I also had a very strange feeling, I don't know what I should call it. A feeling of happiness is too stale and awkward to express it. With my recent pictures I've felt this way every time. I have good reason not to say this to anyone, because otherwise people would always tell me I'm crazy. I know that, of course.” (cited in Knupp-Uhlenhaut, op. cit., p. 30).
Although it has become a fragment, our work stands in an important context within his limited oeuvre and is from what is surely the most interesting phase of the Expressionist Morgner, who died at a young age and whose works are now to be found in the collections of important museums.
Die Holzarbeiter
Tempera auf Karton. 56,5 x 60,2 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz mit dem Signet monogrammiert und datiert 'WM. 11". - Rückseitig oben schwarz mit der Tappertnummer "77" (abgeschnitten) sowie "MORG 123" beschriftet. - Mit einzelnen kleinen Farbausbrüchen. Der linke und der obere Rand wurden kriegschadenbedingt 1945 beschnitten.
Tappert 77; Weihs/Tappert 77 a
Wir danken Walter Weihs, Soest, und Andrea Witte, Münster, für ergänzende Informationen.
Provenienz
Kunsthandlung Thiell, Soest (1979); Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Literatur
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, Bd. 12, Leipzig 1920, mit Abb. (unbeschnitten); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 25 (Holzarbeiter, Kohlezeichnung), S. 28 (Holzarbeiter 1911, Öl/Leinwand); Christine Knupp-Uhlenhaut (Hg.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, S. 28 ff., vgl. Abb. S. 30 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (Hg.), Ausst. Kat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, S. 85 ff. vgl. Abb. 1 (Studie zu den Holzfällern II, Kreidezeichnung), vgl. Abb. 4, o.S. (Der Holzarbeiter, Öl/Leinwand)
Der bedauerlicherweise im II. Weltkrieg partiell zerstörte Karton steht in einer kleinen Reihe von Gemälden des Expressionisten Wilhelm Morgner aus dem Jahr 1911, in der Arbeiter in ihrer spezifischen Tätigkeit gezeigt mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen zu einem wirbelnden Lineament aus Farbtupfern und -flächen. Divisionistisch gesetzte Pinselstriche verweisen klar auf das Werk Van Goghs, ohne das Eigene zu vernachlässigen. Es entstehen beispielsweise „Die Steinbrecher“ (Weihs/Tappert 114), die „Heuernte“ (Weihs/Tappert 88), „Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft“ (Weihs/Tappert 95) oder „Der Holzarbeiter“ (Weihs/Tappert 112) - das unserer Komposition abhanden gekommene Pendant ist hier als Einzelmotiv verarbeitet (vgl. Ausst. Kat. Ins unermesslichste Vielleicht, op.cit., Kat. Nr. 4). „Der Künstler glaubte, dass sich in der gegenständlichen Welt spirituelle Kräfte manifestieren. Diese Kräfte visuell zu erfassen, war sein Ziel - ob gegenständlich oder ungegenständlich, war für ihn bei dieser ohnehin jenseits der Sichtbarkeit liegenden Thematik zweitrangig,“ führt Friederike Weimar die gegenüber seinem Berliner Mäzen und Sammler Georg Tappert geäußerten Gedanken Wilhelm Morgners aus. (Weimar in: op. cit., S. 85). Am 10. November 1911 schildert ihm Morgner den Entstehungsprozess seiner Werke: "Als ich z.B. den Holzhacker malte, brannte mir der Kopf, dann war meine ganze Haut glühend heiß, sodaß ich sie nicht an einen kalten Gegenstand halten konnte, ohne heftigen Schmerz zu empfinden. Dann hatte ich ein Gefühl, als ob mir das Innerste nach Außen und das Äußerste nach Innen gedreht würde und wieder umgekehrt. Dabei hatte ich noch ein ganz sonderbares Gefühl, ich weiß nicht, wie ich das bezeichnene soll. Glücksgefühl ist zu schal und eckig, um das auszudrücken. So ist es mir bei den letzten Bildern immer ergangen. Ich sage das wohlweislich niemand, denn sonst sagen die Leute mir immer, ich wäre verrückt. Ich weiß das wohl." (zit. nach Knupp-Uhlenhaut, op.cit., S. 30).
Unsere obgleich fragmentierte Arbeit steht in einem wichtigen Zusammenhang des schmalen Werks und entstammt der wohl interessantesten Phase des früh verstorbenen Expressionisten Morgner, dessen Arbeiten sich heute in wichtigen musealen Sammlungen befinden.
Wilhelm Morgner
Die Holzarbeiter
Tempera on card. 56.5 x 60.2 cm. Framed under glass. Monogrammed with signet and dated 'WM. 11" in black lower right. - Inscribed with Tappert number "77" (cropped) and "MORG 123" in black on top of backside. - Isolated minor losses of colour. The left and the upper margin were trimmed due to war damage in 1945.
Tappert 77; Weihs/Tappert 77 a
We would like to thank Walter Weihs, Soest, and Andrea Witte, Münster, for additional information.
Provenance
Kunsthandlung Thiell, Soest (1979); Private possession, North Rhine-Westphalia
Literature
Will Frieg, Wilhelm Morgner, Junge Kunst, vol. 12, Leipzig 1920, with illus. (untrimmed); Harald Seiler, Wilhelm Morgner, Recklinghausen 1958, p. 28 ff., cf. illus. p. 25 (Holzarbeiter, charcoal drawing), p. 28 (Holzarbeiter 1911, oil/canvas); Christine Knupp-Uhlenhaut (ed.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, p. 28 ff., cf. illus. p. 30 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing); Friederike Weimar, Ein Weiterschwingen meines Ichs, etwa wie der Schall, in: Karsten Müller (ed.), exhib. cat. Hamburg 2015, Ins Unermesslichste Vielleicht. Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913, p. 85 ff. cf. illus. 1 (Studie zu den Holzfällern II, chalk drawing), cf. illus. 4, n. pag. (Der Holzarbeiter, oil/canvas)
This work on card, part of which was unfortunately destroyed during the Second World War, belongs to a small series of paintings created in 1911 by the Expressionist Wilhelm Morgner. These works depict labourers who carry out their specific tasks while merging with the surrounding landscape into a swirling network of lines made up of dots and fields of colour. The divisionist application of the brushstrokes clearly points to the work of Van Gogh, without neglecting what is characteristic of Morgner's own work. He created paintings such as “Die Steinbrecher” (Weihs/Tappert 114), the “Heuernte” (Weihs/Tapper 88), “Mann mit blauer Karre in ornamentaler Landschaft” (Weihs/Tappert 95) or “Der Holzarbeiter” (Weihs/Tappert 112) - where the lost pendant to our composition is handled as an independent motif (see exhib. cat. Ins unermesslichste Vielleicht, op. cit., cat. no. 4). “The artist believed that spiritual forces manifest themselves in the material world. His goal was to capture these forces visually - whether representationally or non-representationally was of secondary importance for him, in the case of this subject matter which lay beyond the visible anyway,” is how Friederike Weimar explains the thoughts Wilhelm Morgner expressed to his Berliner patron and collector Georg Tappert (Weimar in: op. cit., p. 85). On 10 November 1911 Morgner described to him the process of creating his works: “When I painted the woodcutters, for example, my head was burning and then all my skin was white hot, so that I couldn't hold it next to a cold object without feeling intense pain. Then I had a feeling as if what was deepest inside me was being turned to the outside and the outermost turned inside, and then the reverse again. At the same time I also had a very strange feeling, I don't know what I should call it. A feeling of happiness is too stale and awkward to express it. With my recent pictures I've felt this way every time. I have good reason not to say this to anyone, because otherwise people would always tell me I'm crazy. I know that, of course.” (cited in Knupp-Uhlenhaut, op. cit., p. 30).
Although it has become a fragment, our work stands in an important context within his limited oeuvre and is from what is surely the most interesting phase of the Expressionist Morgner, who died at a young age and whose works are now to be found in the collections of important museums.
Modern Art
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10. Successful bidders attending the auction in person shall forthwith upon the purchase pay to Lempertz the final price (hammer price plus premium and VAT) in Euro. Payments by foreign buyers who have bid in writing or by proxy shall also be due forthwith upon the purchase, but will not be deemed to have been delayed if received within ten days of the invoice date. Bank transfers are to be exclusively in Euros. The request for an alteration of an auction invoice to a person other than the bidder has to be made immediately after the auction. Lempertz however also reserves the right to refuse such a request if it is deemed appropriate.
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Henrik Hanstein, sworn public auctioneer
Takuro Ito, Auctioneer
