Tod- (Sendtner, J.), Buonaparte und Londonderry.
Ein Gespräch im Reiche der Todten. München, Finsterlin, 1822. VIII, 74 S., 1 Bl. Mod. Pp. mit eingeb. Orig.-Brosch.-Umschl. (125) Erste Ausgabe. - Hamberger/Meusel XX, 439. Goed. VII, 183, 54, 10. Holzmann/Bohatta VI, 2911. - Der Zeitungsredakteur und Dozent für Ästhetik, Jacob Sendtner (1784-1833), stimmt nicht mit ein in die allenthalben und gerade auch in Bayern vorherrschende philhellenische Begeisterung, sondern nennt den Befreiungskampf der Griechen gegen die osmanische Herrschaft ein tollkühnes, unzeitiges und verderbliches Unternehmen (S. 42-43), denn: "Nur der wird frei, der es zu seyn vermag, aber dieser wird es auch gewiß. Wahre Freiheit wird und wächst allmählig, und ist da, ehe sie genannt wird. Empörungen haben nie zu ihr geführt, sodern nur zu härterer Sclaverei" (S. 43). Mit der Auffassung, die griechische Revolution sei nicht gerechtfertigt, hätte sich Sendtner unter den bayrischen Griechenfreunden sicher nicht beliebt gemacht, weshalb er das Totengespräch denn auch anonym veröffentlicht hat. In den Mund gelegt ist diese "recht gut geschriebene anonyme Agitationsschrift" (R. F. Arnold, Der deutsche Philhellenismus, in: Euphorion, 2. Ergänzungsheft, Bamberg 1896, S. 71-181, hier S. 79), in den Mund gelegt ist dieses Totengespräch Napoleon und Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry (1769-1822), der als Kriegsminister die britischen Feldzüge gegen Napoleon mitgeplant hatte und 1822 gerade frisch ins Jenseits entrückt worden ist.
- Leicht gebräunt, etw. braunfleckig. - Seitlich und unten unbeschnitten.